Donnerstag, 11. Juni 2015

Schattenhauch

Es begann alles mit einem ziemlich urigen Traum. Ich stand im Dunkeln in einem Zelt und beobachtete zwei Jugendliche. Wie ein Voyer fühlte ich mich! Aber sie nahmen mich zum Glück nicht wahr. Das Mädchen kroch zu dem Jungen ins Zelt und ich wusste, sie hat die Aufgabe und muss prüfen, ob er wirklich ein Junge ist ... Mehr verrate ich nicht, denn ihr solltet die Szene selber lesen. Diese Sequenz schrieb ich auf, ohne etwas von dem späteren Buch überhaupt zu wissen. Ich fand es nur witzig und wollte den Traum nicht verlieren. Interessant war dabei, dass ich wusste, die Welt ist verändert. Nichts ist, wie es zuvor war. Dieses Gefühl schwebte überall in diesen Traumbildern, obwohl ich nur das Zeltinnere und die beiden jungen Leute sah.


Zur gleichen Zeit wurde in Deutschland sehr stark über das → Fracking diskutiert und ich regte mich furchtbar darüber auf. Ich finde diese Tiefenbohrungen, wo man pure Chemie in den Boden pumpt, einfach nur schrecklich. Ich gebe zu, ich bekam es auch mit der Angst zu tun, denn mein kreatives Hirn sponn das immer weiter, bis zu einem Horrorszenario. Und immer mischte sich dieser Traum ein. Das verwirrte mich richtig. Bis mir klar wurde, dass es etwas bedeuten musste. Ich setzte mich also hin, dachte nach, recherchierte über das Fracking und forschte weiter.
Wo will die Wissenschaft hin? Was möchte sie in der Beziehung erreichen? Was erträumen sie sich? Sehr interessante Fragen, die mich wirklich vor den Rechner fesselten, denn ich fand recht viel Material darüber, auf ganz unterschiedlichen Seiten. Meine Erkenntnisse erschreckten mich noch mehr als zuvor und plötzlich wusste ich, warum die Welt der beiden Jugendlichen aus meinem Traum verändert ist. Ich ahnte immer mehr, was geschehen war und machte mir Notizen. Das reichte mir aber nicht, also schrieb ich den Verlauf der Katastrophe auf. Das alles wurde so real, dass ich nicht aufhören konnte. Also begann ich mit einer Inhaltsangabe, die völlig intuitiv aus mir herausströmte, zumindest in den Grundzügen. Dabei wurde mir immer klarer, dass ich keinen Katastrophenroman schreiben wollte, sondern, dass ich den Blick auf eine neue Welt lenken will. Ich wollte der Natur wieder Macht geben, sich über den Menschen zu erheben. In meiner Geschichte hat die Natur den Menschen schließlich beschützt, obwohl er dafür verantwortlich war, das fast alles vernichtet wurde.


Ich will hier nur mal den Klappentext einfügen, damit man annähernd weiß, worum es in dem Buch geht:
Die siebzehnjährige Amelie ist einer der wenigen übrig gebliebenen Menschen einer veränderten Welt. Umringt von riesigen Festungswällen führen sie und die anderen Dorfbewohner ein einfaches naturverbundenes Leben ohne Strom, Gas und allem, was seit der zerstörerischen Chemiekatastrophe von vor dreißig Jahren vernichtet wurde. Amelie kennt es nicht anders, sie ist glücklich. Mögen da draußen im undurchdringlichen Urwald die Schatten lauern, sie weiß, dass ihr nichts passieren kann, so lange sie hinter den Barrieren bleibt. Aber dann geschieht etwas, was sie zum Verlassen des Dorfes zwingt. Und zwar ausgerechnet mit dem Jungen an ihrer Seite, den man einst in den düsteren Wäldern gefunden hat …


 Die beiden müssen also hinter die Festungswälle und erleben die Natur in ihrer vollen Pracht. Die Pflanzen- und Tierwelt ist verändert und sie finden immer mehr über diese neue Welt heraus. Wölfe und Hirsche sind größer, Farne haben sich zu Bäumen erhoben, Zootiere sind ausgebrochen und haben sich integriert. Was mögen die beiden noch entdecken?





Im Gegensatz dazu stehen die alten Städte, deren Namen man nicht mehr ausspricht. Man will sie vergessen, ihre Ruinen sind Mahnmale, die niemand zu betreten wagt. Sie sind zerbrochen von den Erdbeben, weil die Bohrungen zu tief waren, verseucht von einer Chemie, die man von der Regierung als angeblich harmlos eingestuft hat. Diese Orte sind zu Gräbern geworden. Aber sind die Städte wirklich verlassen?









Derlyn scheint der Schlüssel zu alldem zu sein, denn man hat ihn als Kind außerhalb der Mauern gefunden. In den Wäldern, die er jahrelang nicht betreten hat, findet er nun die Spur eines vermissten Mädchens.
Die Figur Derlyn fand ich selbst sehr faszinierend. Von Anfang an kam er mir besonders vor und ich musste selbst erst hinter seine Geheimnisse kommen. Ich empfinde ihn, trotz seiner Jugend, als sehr starken Charakter, der seine wahre Bestimmung erst im Laufe des Buches finden muss, zusammen mit dem Leser.
Amelie ist dagegen im Hintergrund stark. Sie ist eine Jugendliche, die sich durchzusetzen weiß, die aber auch mit allen Unsicherheiten und Ängsten einer Siebzehnjährigen kämpft. Sie ist keine Heldin, hat keine besonderen Kräfte und stellt sich nicht ständig in den Vordergrund. Sie ist intelligent, tolerant und geht trotz aller Widrigkeiten unbeirrt ihren Weg. So und nicht anders wollte ich sie haben, so hat sie sich mir gezeigt. 


Besonders über diese Geschichte gäbe es noch so viel zu erzählen, aber ich möchte nicht zu viel verraten, denn das Buch lebt davon, dass der Leser nach und nach alle Geheimnisse mit Amelie und Derlyn entdeckt. ❤ Bei Interesse klickt einfach auf das Cover. Dort kommt ihr zu der Buchseite mit Links und einer Leseprobe.