Mittwoch, 7. Juni 2017

Mittsommer in Schweden

Als ich damals das erste Mal nach Schweden kam, glaubte ich zu träumen. Es war kurz vor Mittsommer, ich war in Skandinavien … und es waren Temperaturen wie im Hochsommer auf Mallorca. Wir saßen morgens um neun draußen beim Frühstück auf der Terrasse, unterm Sonnenschirm und in Bikini bzw. Badehose wohlgemerkt, weil es so heiß war. Hier muss ich anmerken, dass uns um 4 Uhr morgens bereits strahlender Sonnenschein weckte und der Feuerball abends gar nicht so richtig verschwinden wollte. Ihr erinnert euch? Skandinavien-Mittsommer, eine ziemlich coole Mischung. Als ich mich daran erst einmal gewöhnt hatte, war es wunderbar. Ich muss kurz erwähnen, dass ich zu viel Sonne eigentlich meide. Aber die Schwedensonne vertrug ich sehr gut, das erleichterte mich. 

Nun stand ich mit meiner kleinen Familie vor einem See, der einer Postkarte entsprungen sein musste. Wir blieben ein wenig fassungslos stehen, unsere Badesachen fielen in den warmen Sand und mein Mann sagte nur trocken: „Mann, hier sieht es wirklich aus wie in der Wasa-Knäckebrot-Werbung“. Wie recht er hatte.
Der See Barken lag still vor uns, nur ein paar seichte Wellen flossen an den Strand. Wald umrandete das Ufer, ein hölzerner Steg ragte ins Wasser. Die Sonne warf glitzernde Schemen auf die Oberfläche. Es sah einfach nur wunderschön aus. Dieser Anblick berührte mich, denn hier an diesem Ort konnte man wahrhaftigen Frieden finden. Das wurde mir klar, als ich einfach nur dasaß und mich umschaute. 

Ich fühle mich in der Natur einfach wohl, bin auch gerne ganz allein mit ihr. Ich fürchte mich nicht, wenn ich im tiefen Wald bin, erforsche gerne dunkle Höhlen, lausche kleinen Wasserfällen und bin dann irgendwie zu Hause. Auch in Irland fühlte ich ein sehr besonderes Zugehörigkeitsgefühl, aber Schweden fühlte sich anders an. Irland war wild und ungezähmt, magisch und geheimnisvoll. Schweden kam mir dagegen friedvoll und erhaben vor, aber auch ursprünglich und mit dem Geist der Erde tief verbunden. Das mag sich sehr spirituell anhören, aber so habe ich es empfunden. Da war etwas in den Wäldern und Hügeln, in den Seen und am Meer. Jemand bewahrt dort dieses Land, ja, so fühlte es sich damals an. In Irland habe ich die Buchfiguren meiner Elfenreihe gefunden. In Schweden warteten … Naturgeister auf mich. Sorry, aber ich weiß einfach nicht, wie ich das anders beschreiben soll. Vielleicht spürt das auch nicht jeder. Ich habe dafür einen sehr speziellen Sinn. 

Ist gar nicht schlimm, wenn ihr mich jetzt für verrückt haltet. Das macht mir nichts aus, denn genau daraus ziehe ich wahrscheinlich auch meine Geschichten. Oft fragt man mich in Interviews, wo ich all die Ideen und Szenen hernehme. Tja, wenn ich das wüsste … Wahrscheinlich flattern ständig irgendwelche unsichtbaren Musen/Feen/Geister (oder was weiß ich) um mich herum und flüstern mir so allerlei zu. Auf jeden Fall spukt das dann in meinem Kopf herum und muss irgendwann hinaus. Und tada! Ich schreibe ein Buch. 
Na ja, ganz so einfach ist es leider nicht, sondern es ist mit viel Arbeit, Herzschmerz, Zweifel und … äh … Fluchen verbunden, aber darum nehme ich meine kleine Verrücktheit gerne an.